In der Leere ist das Licht - Zur Malerei von Brigitte Dümling

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Robert Klümpen 2015
Katalogbeitrag zur Ausstellung Kunstverein Schweinfurt (Seite 25 - 29)

Alle Malerei hat ihren Anfang im Sehen und in der Erfahrung von Wirklichkeit, steht in Beziehung zum Erleben. Diese Wirklichkeit kann auch die Kunst selbst oder Musik sein. Beim Betrachten der Bilder von Brigitte Dümling kommt man immer wieder auf Musik: auf Töne, Klang und Komposition.

Leere ist wichtig. In der Musik sind das die Pausen. Hier wie dort lassen diese erst die Töne sich entfalten. In diesen Leer-Stellen erkennt man das Zusammenspiel von Gefühl und Denken in der Malerei von Brigitte Dümling: Die Bilder wirken unmittelbar auf den Betrachter emotional-expressiv, sind eigentlich jedoch eher nüchtern, sind ganz von außen, vom Blick, aus Seherfahrung geleitet, sind ganz malerisches Vorgehen.

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»Ihr unerschöpflichen Farbwesen...« Die Lebendigkeit der Bilder

Charlotte Weyrauch, 2014
Katalogbeitrag zur Ausstellung Kunstverein Schweinfurt (Seite 39 - 41)

Brigitte Dümlings Bilder sind eigenartige Wesen für sich. Es sind Gebilde aus Farben und Formen, Kompositionen, die ihre eigene Sprache sprechen. Sie sind auf besondere Weise individuell und eigenständig. Und dennoch sind sie nicht in sich zurückgezogen, keine verschlossenen, opaken Welten, zu denen der Zugang versagt bliebe. Ganz im Gegenteil: sie sind offen, sprechen den Betrachter an und fordern ihn auf, zu antworten. Diese Mischung, dieses Zusammenspiel aus Eigenständigkeit und gleichzeitiger Aufforderung zum Gespräch möchte ich näher beschreiben.

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„…..Eine lauschende Versenkung horcht auf die lautlose Sprache des Unsichtbaren und zeichnet sie im Sichtbaren auf…..“

Dr. Walter J. Hofmann, „Zeichner in Düsseldorf, 1955-1985“
Katalog Kunstmuseum Düsseldorf

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Die Bildauffassung Brigitte Dümlings enthält eine Perspektive auf vergangene Zeit. Das Bild entsteht dort, wo schon etwas gewesen war, wo etwas durch den Raum in die Dinge hinüberfloß und dort weiterwirkt. Das schafft die mediale Präsenz dieser Bilder. Sie sind heraufbeschworene Anschauung.  weiterlesen ...

„…Vergänglichkeit und Lebendigkeit, Verletzlichkeit und Stärke – zwischen diesen Polen bewegt sich ihr Schaffen. …“

Die Vorhänge vor der Realität. Zur Arbeit von Brigitte Dümling.
Margot Klütsch, Katalogbeitrag zur Ausstellung Städt. Galerie Meerbusch 1992

Der von Brigitte Dümling geschätzte Bildhauer und Maler Alberto Giacometti äußerte einmal, er empfinde sein künstlerisches Schaffen wie das Wegreißen eines Vorhangs von der Realität, daß aber nach diesem ersten Vorhang immer weitere folgten. Mit dieser Metapher kann man auch Brigitte Dümlings Arbeit sowohl in ihrer bisherigen Entwicklung wie im Detail beschreiben. Ihre Zeichnungen ließen vor etwa zehn Jahren noch ihren materiellen Ursprung- ein Gesicht, eine Landschaft- erkennen; die jüngeren Arbeiten hingegen erlauben nur noch den Rückschluß  auf Gesehenes, Gehörtes, Empfundenes zu. Folgen von Zeichnungen wie die eines Portraits oder eines architektonischen Details bestätigen in ihrem Ablauf ebenfalls das von Giacometti  benutzte Bild. Bei ihnen wird die Realität zunächst auf Wesentliches reduziert, entkernt, ja entmaterialisiert, bis nur noch die Erinnerung an sie übrig bleibt. Brigitte Dümlings Thema ist das Festhalten des Vergänglichen.
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„... Gesichter der Erde...“

Dr. Walter J. Hofmann
Text zur Einzelausstellung der Deutschen Bank Düsseldorf-Benrath, 1986


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Von Landschaft hat Brigitte Dümling eine so besondere Auffassung, daß die übliche Bezeichnung sehr wenig besagt. Landschaft lebt bei ihr auf einem winzigen Tisch genauso wie in den mächtigen Zügen der Gebirge. Landschaft wird für sie alles, woraus Geschehenes sich lesen läßt, woraus die Wirklichkeit des Vergangenen nachklingt.
Landschaft ist Erinnerung, Teller und Gläser, die von einer Mahlzeit blieben, erinnern an verflogene Gespräche, geballte Hügel, über die der Sturm gegangen ist, rufen das Schicksal der Erde in Erinnerung. Kleines wie Großes teilt dieses Schicksal, und das Bild einer solchen Landschaft entsteht immer dort, wo schon etwas gewesen war, wo etwas in die Dinge hinüberfloß und weiterwirkt.
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…“ Offenbar ist Dümlings Kunst nahe an der Struktur eines Musikstücks“…

Jörg Eberhard zur Eröffnung 2001

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…..“Brigitte Dümling tritt mit ihrer Kunst in die Mitte der malerisch-grafischen Darstellungsmöglich-keiten.  Ursprünglich Zeichnerin, ist ihr durch das Zeichnen die Malerei zugewachsen und nun befindet sie sich an einem Punkt, wo man sagen kann, sie nutze jeweils- nach den Erfordernissen des Bildes- die Zeichnung als Standbein, die Malerei als Spielbein und umgekehrt. Bei Brigitte Dümling kann Zeichnung Flächen so öffnen,weiterlesen ...

".....Mit der Sensibilität eines wunderbar beseelten Instruments....."

„Con mortal lingua“
Dr. Walter J. Hofmann 2001
Katalogtext "Brigitte Dümling, Bilder" Wienand Verlag Köln, 2001 (Seite 7 - 9)

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Für die Kunst Brigitte Dümlings gilt, was vor über vierhundert Jahren Cesare Ripa von der Schönheit sagte: „non è cosa, della quale più difficilmente si possa parlare con mortal lingua“. Denn ihre Bilder kommen aus einer anderen Welt, aus der sie nur mit sehr feinen Organen die übliche Welt berühren. Sie sind Sendboten einer Schau, die ihr Licht ins Wahrnehmbare herüberfließen lässt. Ihr Ort ist jenseitig. Dort, im Unfassbaren, webt jene Phantasie, die als Bild sich ausgestaltet. Ihr Glück ist das Geheimnis, das Ungreifbare und Wundersame sind ihre Natur. Schwerelos und von höchster Empfindlichkeit schweben Erscheinungen herbei, die sich zeigen und sich doch nicht deuten lassen. Ihre Sichtbarkeit ist der Schleier, der das Unsichtbare umhüllt. Was die Kunst aber aus dieser Welt dem Auge zukehrt, trägt den Ausdruck des Unwiederbringlichen. Schwermut und ein sanfter Ernst folgen deshalb ihrer Betrachtung.
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„… - mit der Präzision und Entschiedenheit des Augenblicks, ganz wie die Musik.“

„Bilder zur Musik“ von Brigitte Dümling
Alexander Schaumann (Maler)
Katalogbeitrag zur Ausstellung Kunstverein Schweinfurt (Seite 14 - 15)
Malerei und Musik - schon am Beginn des 20.Jahrhunderts bildete die Musik einen wichtigen Bezugspunkt für die Malerei. Damals interessierte ihr „ ungegenständlicher“  Charakter.  Allein aus den ihr eigenen Qualitäten :  ihren Tonfolgen, ihrem Rhythmus und ihren Harmonien gewinnt sie ihre Motive.  In einer Zeit, in der die Maler die Qualitäten ihrer eigenen Kunstgattung entdeckten und zu ihrer Grundlage zu machen versuchten, mußte die Frage entstehen, ob die Musik für das sich damals auftuende Feld der ungegenständlichen Malerei eine Orientierung abgeben könne.
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György Kurtág – Brigitte Dümling

Dr. Albrecht Dümling, 2003
Musik und Malerei


Für György Kurtág ist die Musik ein Mittel der Selbstfindung. Seine musikalischen Schöpfungen, ein work-in-progress, verwandeln sich ständig und bleiben doch immer charakteristisch und persönlich. Vom Vorbild Béla Bartóks ging der Ungar aus, bevor er sich ab 1956- nach einer Schaffenskrise- stärker Anton Webern zuwandte. Seitdem wurden seine Werke kürzer, oft skizzenhaft nach der Art eines Tagebuchs oder Briefes, nicht selten Freunden gewidmet.
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…“jede Bilderreihe zeigt eine unverwechselbare Prägung…“

Die Hand der Künstlerin - zur Malerei von Brigitte Dümling
Alexander Schaumann, 2009


Es ist eine Besonderheit der Malerin Brigitte Dümling, dass sie gerne von ihrer Hand erzählt, nämlich davon, was ihre Hand tut.
Wir sind gewohnt, von einer geübten Hand zu sprechen und meinen damit eine Hand, die fähig ist, den Intentionen des Künstlers oder der Künstlerin zu folgen. Brigitte Dümling fasziniert dagegen deren Eigenleben. Es geht um den Strich, seine Setzung und seine Gesten. Sie beobachtet, welche Gesten in ihrer Hand gerade angelegt sind und sucht sich immer präziser  darauf einzustimmen. Sind es kurze, jähe Bewegungen oder geschmeidig langgezogene? Haben sie eine straffe, prismatische Tendenz oder neigen sie zu Fülle und umfassenden Bögen? Hier tut sich eine unabsehbare Vielfalt von Qualitäten auf, die sich zudem permanent verändern. „So etwas habe ich noch nie gemacht.“ Diesen Satz hört man häufig, wenn Brigitte Dümling neue Arbeiten zeigt. Und tatsächlich, obwohl ihre Handschrift als solche unverkennbar ist, zeigt jede Bilderreihe eine unverwechselbare Prägung.
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